maBEETS — ein oder zwei Reliquiaren? V2.0

Onkeljoe Defi
4 min readFeb 26, 2023

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Am 1. März 2023 12 Uhr mittags (UTC) wird im Beethoven-X Protokoll das neue maBEETS System eingeführt. Bislang war der fBEETS Token maßgeblich für das Stimmrecht bei Wahlen zur Verteilung der Ausschüttungen oder über die Führung des Protokolls (Governance).

🇬🇧 English version here

Achtung! Durch einen Rechenfehler meinerseits hat die zweite Tabelle (s.u.) falsche Werte angezeigt. Anbei nun die korrigierte Version! Bitte auch das erweiterte Fazit beachten! Für die Irritationen bitte ich um Entschuldigung!

Was ist ein Reliquiar?

Durch die Einführung der neuen Reliquiaren wird das bisherige Stimmrecht abgelöst. Ein Reliquiar ist ein finanzielles NFT, das eine beliebige Menge an fBEETS enthält und den (durchschnittlichen) Zeitraum der Einzahlung speichert. Dadurch ist es möglich, das Stimmrecht an die Haltedauer der eingelagerten Token zu binden, ohne das Abheben zu verhindern.

Das klingt erst einmal kompliziert, heißt aber einfach gesagt: je länger ich meine Position halte, desto höher steigt mein Stimmrecht, bis es nach 11 Wochen sein Maximum erreicht.

Diese Steigerung geschieht in diskreten Stufen, die jeweils einer Zeitspanne von exakt einer Woche entsprechen.

Wenn ich nun wöchentlich die Ausschüttungen, die ich als Eigentümer eines Reliquiars erhalte, wieder dort hinein investiere, dann verändert sich der durchschnittliche Startzeitraum. Die neu eingezahlten Token werden anteilig mit der Zeitspanne 0 in die Summe eingerechnet.

Beispielrechnung

Zur Veranschaulichung hier ein Beispiel: Wenn mein Reliquiar 140 Token enthält, die ein Alter von 7 Tagen haben, und ich zahle 10 weitere Token ein, dann gilt

Je länger die durchschnittliche Haltefrist bislang war, desto weniger wird sie durch weitere Einzahlungen verwässert. Je geringer der nachgezahlte Betrag im Vergleich zur bisherigen Einlage ist, desto geringer die Verwässerung.

Folgen für die Anlageentscheidung

Das führt mich zu der interessanten Überlegung: Unter welchen Voraussetzungen kann es passieren, dass die Verwässerung dazu führt, dass ich zum Wochenwechsel nicht in die nächst höhere Stufe gelange?

Für den Fall, dass die wöchentliche Ausschüttung 2% beträgt (was zugegeben relativ hoch gegriffen ist), erreicht mein Reliquiar nach 10 Wochen ein Durchschnittsalter von 62,51 Tagen, was nicht ausreichend ist um die Schwelle von 63 Tagen zu überschreiten, ich verliere also eine Woche!

Abhilfe

Wie kann ich das nun vermeiden? Zunächst muss ich mir klar machen, dass dies nur eine theoretische Überlegung ist, bei niedrigerem Zinssatz erreiche ich das Problem nicht innerhalb von 11 Wochen, und danach bleibt das Durchschnittsalter dauerhaft über 11 Wochen, also auf der höchsten Stufe.

Sollte die Annahme (2%) aber zutreffen, dann ist eine Möglichkeit, die Ausschüttungen nicht in das gleiche Reliquiar einzuzahlen, sondern ein neues Reliquiar dafür zu eröffnen. Da Reliquiaren durch NFTs abgebildet werden, kann ich mit derselben Wallet-Adresse problemlos mehrere davon eröffnen.

In diesem Fall bleibt das erste Reliquiar stets bei der ursprünglich eingezahlten Summe und das Durchschnittsalter entspricht immer dem echten Alter. Das zweite Reliquiar erreicht nun nach 11 Wochen nur noch das Durchschnittsalter von 36,39 Tagen, verpasst also seinerseits mehrere Stufenaufstiege. Das könnte man nun aber vermeiden, indem man ein weiteres Reliquiar eröffnet, oder dann doch den Gewinn in das erste Reliquiar einzahlt, das nun nicht mehr über die Schwelle verwässert werden kann.

Warum ist diese Überlegung relevant?

Wie wir gesehen haben, trifft dieses Problem nur bei relativ hohem Zinssatz ein, bei einer wöchentlichen Ausschüttung von 1% wird die Schwelle innerhalb der ersten 11 Woche definitiv nicht erreicht. Wozu also diese Rechnung?

Ganz einfach: Wenn ich neben der Wiederanlage der Zinsen auch darüber nachdenke, zusätzliche Mittel zu investieren, dann sollte ich genau überlegen, ob ich diese in mein bestehendes Reliquiar einzahle, oder stattdessen ein neues eröffne. Wenn ich den Betrag zum Beispiel verdopple, dann gilt erst ab einem Alter von 22 Wochen, dass die Verwässerung mich nicht in eine niedrigere Stufe zurückwirft.

Fazit:

Die Wiederanlage der ausgeschütteten Beträge in dasselbe Reliquiar wird bei einem Jahreszins unter 50% keine Auswirkungen auf den wöchentlichen Stufenaufstieg haben.

Möchte ich jedoch größere Summen zusätzlich investieren, muss ich genau abwägen, ob es besser ist, neu zu starten. Durch die Form der Reifegrad-Kurve mit starkem Anstieg in den ersten beiden Wochen und nur noch flachem Anstieg bis zur vollen Reife, kann die Neueröffnung die bessere Alternative sein.

Reifegrad nach Wochen

Erweitertes Fazit:

Durch meine zunächst fehlerhafte Berechnung der Variante 2 ergibt sich nun die Empfehlung, entweder drei Reliquiaren zu verwenden, wobei die Erträge abwechselnd in 2 und 3 eingezahlt werden, oder nur jede zweite Ausschüttung nicht in das erste Reliquiar einzuzahlen. Es bleibt beim Fazit, dass dies alles erst bei Jahreserträgen über 50% relevant wird.

Tabellarische Aufstellung 1: Wiederanlage im selben Reliquiar

Entwicklung Betrag und Reife bei 2% pro Woche

Tabellarische Aufstellung 2: Ausschüttung in zweites Reliquiar (korrigierte Version)

Entwicklung Betrag und Reife bei 2% pro Woche

Online Version der Tabelle

In dieser online Version der Berechnungstabelle kann man die Auswirkungen nachvollziehen: https://docs.google.com/spreadsheets/d/1tXzye18ehPGTNvT1SQ2eCtiqYHM5KNt-FZu1JN3aMJ8/

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